Lasse - Kommentar zum Konzert am 28. Januar
Wir leben zurzeit in sehr schwierigen Zeiten. In Zeiten, in denen Gedankengut aus einem längst vergangen geglaubten, dunklen Kapitel deutscher Geschichte in bestimmten Kreisen wieder salonfähig geworden ist.
Bei einem Treffen einiger rechtsextremer Vordenker, einflussreicher Vertreter der AfD und finanzstarker Privatpersonen in Potsdam wurde ein neues „modernes“ Modell zur massenhaften Ausweisung von Migrantinnen und Migranten bekannt, ob sie bereits einen deutschen Pass besitzen oder nicht, um das Überleben des „deutschen Volkes“ im Abendland zu gewährleisten, einen „Bevölkerungsaustausch“ zu stoppen. Dieses Modell bedient sich dem Namen „Remigration“. (1)
Einer der zentralsten Pfeiler der nationalsozialistischen Propaganda in den 30er und 40er Jahren, einer der wichtigsten gesellschaftlichen Anker der NS-Ideologie, war die Sprache. Nicht nur nutzten sie Superlative, um nationalsozialistische Vorbilder zu präsentieren oder abwertendes, entmenschlichendes Vokabular, um ihre Feindbilder zu kennzeichnen, sondern vor allem Euphemismen, um dem gemeinen Bürger die etwas weniger schönen Dinge möglichst angenehm zu verkaufen: Aus der Tötung eines Menschen wurde die „Sonderbehandlung“, aus der geplanten weltweiten Ermordung jüdischer Frauen, Männer und Kinder die „Endlösung für die Judenfrage“ oder aus der Erforschung und Tötung geistig kranker junger Menschen die „Kinderfachabteilung“. (2)
Dass sich nun Bevölkerungsteile mit dem Euphemismus der „Remigration“ und offen rassistischer, völkischer, ja rassenideologischer Ideen identifizieren können und Theorien wie die eines Martin Sellners Glauben schenken, ist zutiefst beunruhigend. Nicht weniger beunruhigender ist, dass rechtsextremes Gedankengut immer mehr und mehr Menschen in Deutschland wie auch in anderen Ländern erreicht. (3)
Gleichzeitig ist es auch beeindruckend und es schöpft Hoffnung, wie viele Menschen genau diese Ereignisse in der jüngeren Zeit auf die Straße bewegt hat. Nun braucht dieser breite öffentliche Widerstand gegen das solches Gedankengut nur einen langen Atem. Die Gegner der Demokratie werden auch nicht nach ein paar Demonstrationen aufhören für ihre eigenen machtpolitischen Vorteile oder aus ihrer eigenen tiefen Überzeugung zu diffamieren, zu hetzen und zu hassen. Nicht nur das Verhindern, auch wenn uns der Faschismus ironischerweise immer wieder als so unvorstellbar fern vorkommt, sondern auch das Einstehen und Kämpfen für das, was uns nicht nur als Gesellschaft, sondern als Menschen ausmacht ist gerade jetzt wichtig: Der gegenseitige Respekt, die Toleranz und Offenheit, die einer liebenden menschlichen Seele doch eigentlich gegeben ist. Deswegen gedenken wir.
Quellenangaben:
(2) https://www.deutschlandfunk.de/wortgewalt-im-nationalsozialismus-100.html, https://de.wikipedia.org/wiki/Sprache_des_Nationalsozialismus